Sie sorgen für Wärme und Gemütlichkeit, helfen uns bei der Konzentration und Entspannung: Farben. Mit den richtigen Farbkombinationen von Wand, Boden und Möbeln werden Räume zu Wohlfühloasen, in denen wir uns willkommen fühlen. Doch Wandfarbe ist nicht gleich Wandfarbe. Wer auf die Inhaltslisten verschiedener Hersteller schaut, kann Unterschiede entdecken: Farben mit und ohne Erdöl, Konservierungsstoffen und Lösungsmittel. Manche Hersteller verzichten ganz auf fossile Stoffe, so wie Auro aus Braunschweig.
„Die Nachfrage nach umweltfreundlichen Farben hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Spätestens wenn Nachwuchs in das Zuhause einzieht, werden Eltern wachsam und schauen genauer auf die Produktetiketten“, sagt Nadine Schrader, die bereits seit zwölf Jahren bei dem Farbenhersteller arbeitet. Sie kennt die Fragen der Kundinnen und Kunden und weiß, dass der Dschungel an Inhaltsstoffen nur schwer zu durchdringen ist. „Viele herkömmliche Hersteller kennzeichnen ihre Waren als Naturfarben. Dabei verzichten sie gerade mal auf Konservierungs- oder Lösemittel. Dass der Kernbaustein der Farbe aus Flüssigkunststoff besteht und letztendlich als Mikroplastik in der Umwelt endet, findet keine Erwähnung. Das ist Greenwashing im besten Sinne“, kritisiert sie. Echte Naturfarben hingegen seien biologisch abbaubar.
Kalk und Lehm für ein gutes Raumklima
Insbesondere im Kinderzimmer, wo der Nachwuchs viel Zeit verbringt, sollte aus Sicht der Expertin auf emissionsarme Farben geachtet werden, die keine chemischen Stoffe abgeben. Geeignet seien sämtliche Naturfarben des Herstellers. „Vor allem Kalkfarben tragen zu einer guten Raumluftqualität bei.“ Diese kommen ohne synthetische Zusatzstoffe aus, sind alkalisch und schimmelhemmend, da sie Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Auch Lehmfarben sind atmungsaktiv und wirken feuchtigkeitsregulierend. Werden Mobiliar oder Accessoires im Kinderzimmer gestrichen, sollten die ausgewählten Lacke auf Spielzeug- sowie Schweiß- und Speichelechtheit geprüft sein.
Gediegen bunt
Räume werden heutzutage mehrfarbig gedacht, weiß Schrader. Eine einzelne akzentuierte Wand habe längst ausgedient. So treffen im Wohnzimmer beispielsweise dunkelblaue Wandflächen auf cremige oder erdige Töne im Sockelbereich. „Im Trend liegen momentan Erd- und Rottöne, dunkle und satte Blautöne, sanftes Gelb sowie matte, warme Grüntöne. Allesamt Farben, die mit Natur und Nachhaltigkeit assoziiert werden.“ Im Kinderzimmer orientiere sich die Farbwahl außerdem an dem Alter der Kinder – im Säuglingsalter greifen viele Eltern auf helle Farben, pastellige oder Pudertöne zurück, um die Kinder nicht zu überstimulieren.
Mit wachsendem Alter würden einzelne Ecken akzentuiert. Funktionsbereiche eines Raums können so optisch voneinander abgegrenzt werden. „Dafür bietet sich beispielsweise die Lernecke mit dem Schreibtisch an. Ein kräftiges Orange wirkt anregend und weckt die Neugier. Die anderen Farben im Raum sollten sich dann zurücknehmen: Ein Apricot, Off-White oder pastelliges Gelb wären geeignet.“
Blau hingegen wirke sich beruhigend auf Ruhezonen, wie den Schlafbereich, aus. Für die Wahl der Farbe hat Schrader außerdem noch einen Tipp: Bevor man einen Raum einrichtet, sollte der erste Blick zum Fußboden gehen, denn dieser nimmt eine große Fläche ein und ist immer präsent. Daran orientiert werden die Wandfarbe, Möbel und Deko ausgewählt. Ist der Holzboden hell oder dunkel? Hat er einen rötlichen oder einengelblichen Unterton? „Wählt man abhängig davon die Wandfarben, Gardinenstoffe und weitere Accessoires, entsteht ein harmonisches Bild.“ Besonders angesagt seien außerdem Ton in Ton Einrichtungen. Ob Eukalyptusgrün, dunkles Anthrazit oder Rostrot – der Raum wirke so besonders behaglich.
Autor
Gesa Lormis und Stephanie Joedicke