Der Braunschweiger Björn…
Mehlhorn machte es sich zur Aufgabe , alle Profivereine in England und Wales zu besuchen. Die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land liegt nun etwas mehr als elf Jahre zurück. Die Stimmung während der WM begeisterte viele. Björn Mehlhorn faszinierten insbesondere die Fans der englischen Nationalmannschaft. „Die Unterstützung ist situativ, kein Singsang“, sagt der Braunschweiger, der in 2005 sein erstes Fußballspiel in England sah. 35 Jahre alt war Mehlhorn damals. Heute sind es mehr als 100 Spiele, der er auf der Insel sah. In der Premiere League – und zahlreiche in den unteren Profiligen. Der Braunschweiger gehört dem legendären „The 92 Club“ an. Insgesamt gibt es rund 1200 Mitglieder, die meisten, na klar, stammen von der Insel. Die Voraussetzung für die Aufnahme in den Club: Die Person muss bei einem Fußballspiel jedes aktuellen Premier League- und Fußballligavereins in England und Wales dabei gewesen sein. Natürlich ändern sich die Clubs auch während der Zeit: Teams steigen ab, andere kommen durch Aufstieg hinzu. Die Zahl 92 kommt aus folgendem Grund: Es gibt 92 Profiteams. Übrigens gehört Mehlhorn zu ganz wenigen Deutschen, denen das bisher gelang. Dafür hat der Braunschweiger auch einiges auf sich genommen: „Zu manchen Spielen war ich mehrere Stunden mit einem kleinen Mietwagen unterwegs: Nach Wales zum Beispiel, um ein Spiel in der vierten Liga zu sehen“, berichtet der dreifache Vater und berichtet damit konkret über Spiel Nummer 81. Und natürlich stellte er sich ab und an auch die Frage: Warum tue ich mir das an? Doch die Sammelleidenschaft hatte ihn nun einmal gepackt, er hatte dieses eine Ziel: die 92!
Am 28. März 2015 stand dann das besondere Spiel auf dem Programm. „Das habe ich mir mit meiner Frau angesehen, die die vielen Jahre auf mich verzichten musste“, betont Mehlhorn. Eine Zelebrierung: Als zwölfte Mann stand der Braunschweiger ganz offiziell auf dem Spielbericht, es gab ein Trikot und VIP-Plätze.
„Die englischen Stadien sind sehr familienfreundlich“, berichtet Mehlhorn. So wird auf der Insel auch der Fußballclub des Jahres gekürt, erzählt der 47-Jährige. Die Eintrittkarten sind günstiger, spezielle Angebote für die Kinder sind keine Seltenheit: Zum Beispiel die Box, die man vorab bestellen kann. Diese beinhaltet Essen, Trinken, Spielzeug. Seine große Tochter Nele begleitete den Papa häufiger mal nach England. Während die Tochter sich auf das Shoppen in London besonders freute, waren für Papa Björn selbstverständlich die Fußballspiele das Highlight.
101 Spiele hat der Braunschweiger bis dato gesehen, Ende Oktober steht der nächste Besuch auf dem Programm: Mehlhorn ist dann zu Gast beim weltweit ersten veganen Fußballverein der Welt, Forest Green Rovers Football Club. Das Essen ist vegan, der Verein hat sich einen Namen durch sein nachhaltiges Umweltkonzept gemacht. Und er stieg in diesem Jahr von der fünften in die vierte Liga auf – und steht somit auf der oben geschilderten Liste. Aufsteiger und neue Stadien schaffen Anreize, wieder auf Tour zu gehen. Und irgendwie gehört es auch dazu, die Neulinge zu besuchen.
Einen großen Unterschied hat Mehlhorn ausgemacht: Während sich deutsche Fußballfans ihr Lieblingsteam oft suchen, ist der Weg in England oft vorgezeichnet. „Ich unterstütze meinen Heimatverein. Mein Verein ist dort, wo ich geboren bin“, erklärt der gebürtige Braunschweiger (und Eintracht-Fan). Aus diesem Grund seien auch die Stadien in den unteren Ligen stets gut gefüllt. Mehlhorn bescheinigt den Briten Fußballwissen. Man spüre, dass sie das Fußballspiel sehen wollen – die Begegnung sei wichtig, sagt er. Hierzulande sei eine Fußballpartie inzwischen häufig ein Event, der Sport stünde dabei gar nicht mehr im Mittelpunkt, bedauert der Braunschweiger ein wenig.
>> Katharina Pahl

0 Kommentare