Der Verein für Kinder mit körperlicher Behinderung feiert Geburtstag
Am 4. September 1967 trafen sich in Braunschweig 49 Personen zur Gründung eines neuen Vereins. Kinder mit körperlichen Einschränkungen sollten besser gefördert und therapiert werden, Familien mehr Unterstützung erhalten. Gründungsmitglieder waren sozial engagierte Menschen, die nicht hinnehmen wollten, dass die betroffenen Kinder in der Gesellschaft keinen angemessenen Platz hatten und zu wenig Förderung bekamen. Die Aufbruchstimmung der 60iger Jahre gab ihnen zusätzlichen Rückenwind. Der Verein zur Förderung körperbehinderter Kinder (KöKi) feiert jetzt seinen 50. Geburtstag. „Einiges konnte in der Vergangenheit erreicht werden, vieles ist noch zu tun“, berichtet Geschäftsführerin Heidi Bitterberg.
Zu Beginn startete der Verein mit Krankengymnastik, therapeutischem Schwimmen sowie Beratungs- und Spieletreffen für Kinder mit Behinderung, deren Eltern und Geschwister. Alle Maßnahmen wurden ausschließlich aus Spendenmitteln und Mitgliedsbeiträgen finanziert oder ehrenamtlich durchgeführt. Es gab sehr viele kreative Ideen für öffentliche Spendenaktionen: Verkaufsbasare mit selbst gebasteltem Schmuck, Dekoartikeln oder eingekochtem Obst. Auch verkauften einige Bäcker besondere Kuchen, deren Verkaufserlös dem Verein gespendet wurde. Firmen, Einrichtungen und Privatpersonen veranstalteten unter Einbeziehung der eigenen Familien Feste und Ausflüge zur Unterstützung von KöKi. „So wurde schon in frühen Jahren eine Gemeinschaft zwischen Menschen mit und ohne Behinderung gelebt“, erinnert Heidi Bitterberg an die Anfänge.
Bereits 1968 begann das therapeutische Reiten; in der damaligen Bundesrepublik gab es dieses Angebot überhaupt erst an drei Orten, bevor die Braunschweiger folgten. Mit Unterstützung des Lions Club Braunschweig und dem Reit- und Fahrverein Braunschweig bekommen mittlerweile jährlich zehn Kinder diese effektive Therapie. Rhythmik und Wahrnehmungstraining erweiterten später das Angebot des Vereins. 1976 konnte in der Parkstraße ein erstes Behandlungszentrum entstehen. Durch die Anmietung des Torhäuschen an der Helmstedter Straße erhielt der Verein 1980 erstmalig behindertenfreundliche Räume, in denen Krankengymnastik und ab Mitte der 90iger Jahre auch Psychomotorik angeboten wurde.
„Neben den speziellen therapeutischen Angeboten war das gemeinschaftliche Erleben, der gegenseitige Austausch und die gegenseitige Hilfe und Stärkung dem Verein immer wichtig“, erzählt die Geschäftsführerin. So geht es zum Beispiel seit 1984 jedes Jahr im Frühling zu einer von den KöKi-Eltern selbst organisierten Freizeit in ein Tagungshaus. Familien mit Kind und Kegel, junge Erwachsene, die als Kinder mit ihren Eltern mitfuhren, Rollifahrer und Fußgänger, sie alle verbringen ein verlängertes Wochenende in schöner Umgebung. Ausflüge und Filmabende, Sport und Spielerunden, Bastel- und Werkangebote, Lagerfeuer und Grillen sowie Gesprächsrunden zu unterschiedlichen Themen füllen das Programm. Hier wird wie in allen anderen Bereichen des Vereins der Leitsatz von KöKi gelebt: Gemeinsam stark – Gemeinsam stärken.
Mit der Einrichtung der Frühförderstelle verwirklichte der Verein 1982 ein weiteres wichtiges Anliegen: eine qualitativ gute und möglichst frühe Förderung von Kindern mit Beeinträchtigungen. „Da Kinder in den ersten Monaten und Jahren ihres Lebens am meisten lernen, ist eine frühe Beratung und Unterstützung eine große Hilfe, auch für die Eltern“, betont Heidi Bitterberg. „Zu wissen, man steht nicht allein. Die Möglichkeit, offen über Unsicherheiten zu sprechen, Ideen zu entwickeln und konkrete Hilfen zu erhalten. Andere Eltern kennen zu lernen, die in einer ähnlichen Situation sind. Dies stärkt die Selbsthilfe. Die Frühförderkinder werden im häuslichen Umfeld gefördert, heute auch häufig in der Kita oder bei einer Tagespflegeperson. Begleitend zur Frühförderung gibt es einmal wöchentlich integrative Spielkreise, bei denen auch die Eltern plauschen und sich austauschen können“, berichtet Heidi Bitterberg.
Nach langer Planungs- und Bauzeit zog der Verein 2001 dank der Leser-Helfen-Aktion der Braunschweiger Zeitung und mit Unterstützung weiterer Spender in barrierefreie Räume in die Hermann-von-Vechelde-Straße. In der ehemaligen Zentralwäscherei des Bebelhofes konnten erstmalig (fast) alle Angebote des Vereins unter einem Dach zusammengefasst werden.
Heute bietet KöKi ein breit gefächertes Angebot aus Krankengymnastik/Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und heilpädagogischer Frühförderung. Therapeutisches Reiten, therapeutisches Schwimmen, Babyschwimmen und Bewegungsbad, Judo, Psychomotorik, integrative Spielkreise, Babygruppe, Beckenbodentherapie für Kinder, schulische Einzelförderung und Schullaufbahnberatung, Bogenschießen, Yoga, Fußball AG in Kooperation mit dem Verein Sportfreude Braunschweig, Rollisport in Kooperation mit dem MTV Braunschweig, allgemeine und psychologische Beratung, Fachberatung für Tagespflegepersonen, entwicklungspsychologische Beratung (EPB), Elterngesprächskreis, Eltern-Kind-Gruppe für schwerbehinderte Kinder und eine Down-Syndrom-Eltern-Kind-Gruppe. Zudem ist der Verein vernetzt in diversen Gesprächskreisen und Gremien der Stadt Braunschweig zum Thema Inklusion, frühe Hilfen und zu diversen anderen Themen. „Das aktuelle Angebot des Vereins richtet sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit den unterschiedlichsten Behinderungen, Beeinträchtigungen und Entwicklungsverzögerungen“, fasst Heidi Bitterberg zusammen.
Kontakt: KöKi – Verein für Förderung körperbehinderter Kinder, Hermann-von-Vechelde-Str. 7/7a, 38126 Braunschweig,
Tel.: 0531/7 51 45, Email info@koeki.de, Internet www.koeki.de

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