Was für ein Zwiespalt! Ich hoffe nur, dass meine Kinder diese Kolumne nicht in die Finger kriegen. Liefert bitte keine Clicclac nach Timmerlah! Denn wenn meine Kinder das lesen. Ehrlich, werden die noch stärker! Dann ziehe ich aus.
Das ist doch tatsächlich, das größte Problem vor dem verantwortungsvolle Eltern stehen: Wie mache ich meine Kinder stark, selbstbewusst, kritisch und unabhängig? Aber eben nur in dem Maße, wie ich es selbst verkrafte! Denn starke Kinder können stänkern und nerven – manchmal.
Wir alle lieben Peter Pan, Pippi Langstrumpf, Michel, das Sams und deren kindliche Unbeschwertheit, ihren Freiheitsdrang, ihre Naivität, ihren Blick für das Wesentliche, ihre Kreativität und ihre Fähigkeit, einfach nur glücklich zu sein. Und wir wissen eigentlich, dass es genau das ist, was Kinder so stark macht. Tja, bloße Fantasie?!
Denn sobald unsere Kinder in den vermeintlichen Konkurrenzkampf eintreten, spätestens mit der Einschulung, st der Spaß vorbei. Anstelle von Liebe, Lust und Lässigkeit, treten Lehrplan, Listen und Leistungsdruck. In ganz extremen Fällen Ratgeber und Ritalin.
Viele Eltern glauben tatsächlich, ihre Kinder stark zu machen, bedeutet, sie möglichst früh dem System unterzuordnen, sie anzupassen, ihnen klare Ziele abzuverlangen. Am besten weiß ein 10-Jähriger schon, was er werden will und lernt schon mal in der vierten Klasse die dritte Fremdsprache, damit er dann quadrolingual mucksmäuschenstill auf seinem Stuhl sitzt und einem Lehrplan folgt, der mit seinem Plan vom Leben aber auch so gar nichts zu tun hat.
Was bin ich froh, dass es in meiner Kindheit Kinderpsychologen und Ritalin noch gar nicht gab.
Meine Behandlung hätte meine Eltern wahrscheinlich in den wirtschaftlichen Ruin und mich in eine gediegene Abhängigkeit getrieben. Bei uns gab es noch das Stehen auf dem Flur und Nachsitzen.
Kinder stark machen, bedeutet ihnen Raum zu lassen: Lasst sie sich austoben und ausprobieren. Ich wünsche mir eine Schule, wenn überhaupt, in der es Stunden, nicht Fächer, für Kreativität, Philosophie, Eigensinn, Fantasie und Gestaltung gibt. In denen die jungen Menschen erst mal erkennen lernen, was ihnen persönlich wirklich wichtig ist. Wofür sie brennen, ohne darüber nachdenken zu müssen, was das später bringt.
Frei nach Hermann Hesse: Macht die Kinder stark, fördert ihren Eigensinn! „Wer eigensinnig ist, gehorcht einem anderen Gesetz, einem einzigen unbedingt heiligen, dem Gesetz in sich selbst, dem Sinn des Eigenen.“ Ganz stark!

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